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Finanzen 
Donnerstag, 11.03.2021

Festgeld bei der Greensill-Bank

Nur, mittel- bis langfristig wird der Vorgang mit großer Wahrscheinlichkeit Folgen haben für die Gestaltung der Einlagensicherung. Denn der Eindruck ist allzu deutlich: International ist Deutschland zum Ziel von Kapitalsuchenden geworden, die teilweise eher unsichere Geschäfte betreiben. Im vorliegenden Fall könnten die privaten Banken für einen eventuellen Verlust aufkommen müssen. Das kann nicht so bleiben.

Was ist eigentlich passiert?

Die Bremer Greensill-Bank gehört laut Süddeutscher Zeitung (SZ) vom 04.03.2021 zu einem internationalen Finanz-Konglomerat aus Australien mit einem Sitz im Steuerparadies Isle of Man. An das Geld deutscher Sparer gelangte die Bank über Zinsplattformen wie "Weltsparen". Die BaFin hat die Bank nun "eingefroren", d.h., die Sparer können aktuell nicht an ihr Geld kommen. Die Einlagensicherung, die mit den Gebühren von deutschen Privatbanken finanziert wird, wird dann tätig, wenn der sogenannte Sicherungsfall auch wirklich eintritt, die Bank also nicht über ausreichend Mittel zur Auszahlung der Spareinlagen verfügen sollte.

Gegen diese Zinsplattformen, die unter der neudeutschen Bezeichnung Fintech einzuordnen sind, werden nun Vorwürfe erhoben, wogegen sich diese wehren. Der Vorwurf, sie wären bei der Auswahl der Banken, bei denen ihre Kunden Geldanlagen anbieten, nicht ausreichend sorgfältig vorgegangen, kontert ein Plattform-Vertreter u.a. damit, dass man sich auf die Prüfung durch BaFin und Bilanzprüfer verlassen habe.

Der andere Vorwurf ist, dass das Geschäftsmodell dieser Plattformen darauf basiere, das Risiko eines Ausfalles der Allgemeinheit anzulasten. Die privaten Banken, die über Gebührenerhöhungen dafür geradestehen müssen, erhalten dann natürlich gute Argumente für eine Erhöhung ihrer Bankgebühren mit denen sie ihre Kunden belasten. Ein anderer Plattformvertreter hält dem u.a. entgegen, dass es die Einlagensicherung schon länger gäbe, nicht erst seit es Zinsplattformen gibt (Fonds professionell online vom 08.03.2021).

Einlagensicherung

Die Mitgliedschaft in einer Einlagenentschädigungseinrichtung ist für Banken Pflicht. Ohne diese Mitgliedschaft gibt es keine Bankenzulassung. Die einzelnen Mitglieder der Einrichtung bezahlen Gebühren, aus denen dann Entschädigungsfälle finanziert werden. Falls die jeweils über Gebühren angesammelte Liquidität der Einrichtung nicht für die Finanzierung eines Entschädigungsfalles ausreicht, werden die Beiträge entsprechend erhöht.

Am Einlagensicherungssystem selbst gibt es wenig auszusetzen und deshalb auch wenig Kritik. Dennoch - natürlich wird damit ein Marktprinzip außer Kraft gesetzt. Ohne Einlagensicherung wären höhere Zinsen für Einlagen bei bestimmten Banken automatisch ein Hinweis auf ein höheres Risiko des dort angelegten Geldes. Wer sein Geld bei einer Bank anlegt, die dem Einlagensicherungssystem angeschlossen ist, hat jedoch kein Risiko zu tragen, auch wenn der Zins deutlich über dem Durchschnitt liegt. "Das Geld ist so sicher wie bei der Sparkasse!" ist ein beliebter Vermittlerspruch.

Wo liegt das Problem?

Die Vorwürfe würden vermutlich dann nicht erhoben, wenn alle Beteiligten davon ausgehen könnten, dass ein Entschädigungsfall nur ganz selten eintritt oder eintreten kann, z.B. weil die Finanzaufsicht alle Banken regelmäßig penibel prüft und weil die Bilanzprüfung durch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften funktioniert.

Die aktuellen Verwerfungen bei der Finanzaufsicht BaFin und die Vorkommnisse in den Multimilliardenfällen Wirecard und CumEx unterstützen jedoch ein gewisses Misstrauen gegenüber diesen beiden Institutionen. Die Frage ist schließlich, ob Banken, wie die Greensill-Bank, mit einem durchaus komplizierten Geschäftsmodell und laut SZ angeblich gewöhnungsbedürftigen Geschäftsgebaren, auch dann eine Bankenzulassung in Deutschland erhalten hätte, wenn "besser" geprüft worden wäre.

Deutschland - Zielland dubioser Finanzspekulanten?

Ob es da Versäumnisse gab oder nicht, wird sich in der nächsten Zeit hoffentlich herausstellen. Der Fall der tief in den milliardenschweren CumEx-Skandal verwickelten und inzwischen geschlossenen Maple Bank aus Frankfurt, in der laut SZ vom 15.01.2020 kanadische Investoren das Sagen gehabt haben sollen, gibt, obwohl nicht direkt vergleichbar, zusätzlichen Anlass zu Misstrauen in die Funktionsfähigkeiten der deutschen Finanzaufsicht.

Rückschlüsse, wonach es bestimmte Banken deshalb nach Deutschland zieht, weil unsere Finanzaufsicht weltweit als wachsweich gilt, erscheinen deshalb nachvollziehbar. Für den Finanzplatz Deutschland scheint Gefahr im Verzug zu sein.

Berater und ihre Kunden

Berater und ihre Kunden kann das alles nicht gleichgültig lassen. Denn ein schlechter Ruf des Finanzplatzes Deutschland sorgt noch mehr als bisher dafür, dass sich die Finanzbetrüger dieser Welt bei uns ein Stelldichein geben. Die Kunden verlieren ihr Geld und die Berater ihre Kunden.

Dieser Beitrag wurde erstellt von Helmut Kapferer.

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